Schutz in unsicheren Zeiten
Shownotes
In Folge 19 von HiWay spricht Principal Manuel Atug über das KRITIS-Dachgesetz. Wie schon bei NIS2 handelt es sich um eine EU-Richtlinie, die in deutsches Recht übertragen wird. Während NIS2 den Fokus auf Cybersicherheit legt, erweitert das KRITIS-DG die Perspektive um die physische Sicherheit Kritischer Infrastrukturen. Manuel Atug erklärt, welche Bedrohungen adressiert werden, welche Schutzmaßnahmen gefordert sind – und warum das Gesetz für Betreiber, Behörden und Gesellschaft gleichermaßen relevant ist. Moderation: Valerie Knapp
Shownotes:
Alte BMI Webseite zum Kritis Dachgesetz
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00:00:00: Wenn man das Ziel haben will, dass man die Versorgung weiterhin gewährleistet bei solchen
00:00:06: Großschadenslagen, dann halte ich das für eine konsequente Vorgehensweise, das zu fordern
00:00:12: innerhalb der EU und damit auch dieses gemeinsame Miteinander, gerade in diesen aktuellen Zeiten,
00:00:17: um so besser zu stärken und es miteinander zu fördern.
00:00:20: "HiWay", dein Wegweiser für Digitalisierung und Sicherheit, präsentiert von HiSolutions.
00:00:32: Hi und herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge von "HiWay", dem Podcast von HiSolutions.
00:00:44: Mein Name ist Valerie und heute sprechen wir über das Kritis-Dach-Gesetz. Wie auch schon,
00:00:50: NIS-2 ist das Kritis-Dach-Gesetz basiert auf einer EU-Richtlinie und beschäftigt sich mit Sicherheit.
00:00:56: Wie das genau, was das alles genau bedeutet, das sehen wir uns heute genauer an und dazu
00:01:02: habe ich wieder meinen Kollegen Manuel Atug am Start. Für diejenigen, die die Folge mit Manuel
00:01:07: noch nicht gesehen haben, ich würde euch empfehlen das nachzuholen, das war auf jeden Fall sehr
00:01:11: interessant, aber ich stelle dich trotzdem noch mal vor und zwar Manuel ist Principal hier bei uns
00:01:16: bei der HiSolutions und er beschäftigt sich jetzt schon seit mehreren Jahren auch mit NIS-2,
00:01:22: kommentiert da auch die Entwürfe für den Bundestag und eben aber auch für verschiedene
00:01:27: Verbände, aber er berät auch Unternehmen zu Kritis und deshalb habe ich dich heute mit hier und
00:01:34: mit mir über das Kritis-Dach-Gesetz zu sprechen. Deswegen würde ich sagen, starten wir gleich mal rein.
00:01:39: Ich habe es ja eben nur kurz angerissen, aber da können wir noch viel tiefer gehen. Was ist
00:01:47: denn eigentlich das Kritis-Dach-Gesetz? Ja, das Kritis-Dach-Gesetz ist basiert auf der EU-Richtlinie,
00:01:53: wie du schon erwähnt hattest, die verabschiedet wurde für Oktober 24. Deutschland ist auch da mal
00:02:01: wieder im Verzug und es schafft es nicht, Richtlinien rechtzeitig in nationale Gesetzgebung zu
00:02:06: überführen. Die Idee hinter dem Kritis-Dach-Gesetz ist, dass man sagt, im EU-Binnmarkt gibt es natürlich
00:02:12: die Cyber-Sicherheit über die NIS-2-Regulierung, aber wir brauchen eben auch die physische
00:02:17: Sicherheit und das gemeinsame Wirken des Binnenmarkts und auch der Mitgliedsstaaten,
00:02:22: sodass man eben auch gesagt hat, bei der physischen und baulichen Schutzmaßnahmen-Definition
00:02:28: müssen wir da auch eine einheitliche Vorgehensweise haben und auch ein gemeinsames und starkes Europa.
00:02:33: Daher hat man eben gesagt, wir adressieren all diese Dinge wie Zäune, Mauern oder
00:02:39: Perimeterüberwachung, Resilienzpläne, alles in der Richtung über diese Gesetzgebung.
00:02:44: Okay, und ich bin jetzt Unternehmen, dass darunter fällt. Was bedeutet das denn für mich,
00:02:50: dass ich die Richtlinien befolgen muss und vor allem auch wieder für meine Kunden?
00:02:53: Eine hervorragende Frage. Ja, das in dem, also aufgrund des Diskontinuitetsprinzips ist
00:03:01: ja die deutsche Entwurfsfassung jetzt erstmal sozusagen Adakta gelegt, das wird neu aufgesetzt,
00:03:07: aber im Wesentlichen wird es ja das, was in der EU schon beschlossen wurde, wieder aufnehmen.
00:03:12: Das heißt, als Wirtschaftsunternehmen oder als kritische Infrastruktur soll ich eben,
00:03:18: aktuell ist es aus dieser Entwurfsfassung, § 11, naturbedingte, technische oder
00:03:23: menschlich verursachte Risiken adressieren, wenn sie denn in irgendeiner Form die Verfügbarkeit dieser
00:03:29: kritischen Dienstleistungen, die ich an die Bevölkerung erbringe, entscheidend beeinträchtigen
00:03:33: können und das sogar dann gegebenenfalls sektorübergreifend oder grenzüberschreitend für
00:03:38: die ganze EU. Und da sollen diese Risiken eben adressiert werden. Das sind dann extrem Ereignisse
00:03:44: wie Unfälle, Naturgefahren, gesundheitliche Notlagen, aber eben auch hybride Bedrohung,
00:03:49: Sicherheitsgefährdene oder andere feindliche Bedrohung, einschließlich sogar terroristischer
00:03:55: Straftaten. Das heißt, das, was wir jetzt auf der Ostsee zum Beispiel mit den Pipelines und den
00:04:00: Datenkabeln erleben, das fällt da wirklich klassisch darunter. Das soll dann eine Wirkung dagegen sein.
00:04:06: Damit hast du die Risiken ja schon aufgegriffen, vor denen das schützen soll. Was ist genau das
00:04:15: Ziel? Das Ziel ist, dass man über die Maßnahmen, die ich dann ergreife, eine physische Resilienz
00:04:24: bekomme und eben auch kein Risiko für die EU sozusagen oder für Deutschland als Staat darstelle,
00:04:31: wenn ich eine kritische Dienstleistung erbringe als Kritisbetreiber und die Bevölkerung dann auch
00:04:37: die Versorgungsleistung weiterhin gewährleistet bekommt. Das ist so die Zielsetzung, die man ganz
00:04:42: generisch auch für NIS-2 im Cyberraum definieren kann. Man hat eben den Cyberraum und die physische
00:04:48: Sicherheit eben separiert und getrennt betrachtet. Eigentlich macht es aus dem Betrachtungswinkel
00:04:54: keinen Sinn des Business Continuity Management und der Krisenvorsorge oder dem Krisenverständnis,
00:05:01: wie man Krisenmanagement macht und auch Risikomanagement. Aber in der Regel ist es in den
00:05:05: Unternehmen ja schon so, dass die physische Sicherheit und Werkschutz und dergleichen halt
00:05:11: nochmal eine andere Betrachtung und auch andere Teams sind als eben diejenigen, die die Cybersicherheit machen
00:05:16: Sicherheit machen. Frage 3
00:05:19: Wenn jetzt was passiert, welche Maßnahmen muss ich ergreifen, damit nichts passiert,
00:05:24: was er gefragt so herum.
00:05:26: Da hat die EU tatsächlich einen großen Katalog schon vorgegeben und gesagt,
00:05:30: das ist dann in dem Entwurf der §13, dass man sagt,
00:05:34: es gibt Resilienzpflichten für die kritischen Anlagenbetreiber.
00:05:38: Das sieht so aus, dass man einmal ein Resilienzplan entwickeln muss,
00:05:43: in dem all diese Maßnahmen adressiert werden.
00:05:45: Und das sind dann eben Teile der baulichen oder technischen Sicherung
00:05:49: und organisatorischer Schutz, also auch Objektschutz und dergleichen.
00:05:52: So Liegenschaftsabgrenzungen, dass man altmauern, Zäune etc. baut.
00:05:57: Hemmendefassadenelemente, die dann Schutzmaßnahmen darstellen.
00:06:01: Instrumente und Verfahren für die Überwachung der Umgebung,
00:06:05: sodass man also auch sieht, was für Gefahrenpotenzial vielleicht drumherum existiert
00:06:10: zu einem entsprechenden Produktionswerk oder so.
00:06:13: Ein Satz von Detektionsgeräten ist gefordert
00:06:17: und wird ganz konkret auch erwähnt Zugangskontrollen logischerweise.
00:06:21: Wie kommen Leute in ein solches Werk rein oder wieder raus?
00:06:25: Risikokrisenmanagementverfahren und auch Krisenmanagementprotokolle,
00:06:29: also Protokolle, die ich ablaufen lassen muss im Krisenmanagement,
00:06:33: wenn die Gefahrenlage wie im Ahrthalsszenario ist,
00:06:36: dass ich eine riesen Sturzflut habe, dann muss ich ja auch zur Gefahrenabwehr,
00:06:41: beispielsweise dann die Behördenkontaktieren und Amtshilfeverfahren einleiten.
00:06:45: Und das muss natürlich alles im Krisenmanagement koordiniert sein.
00:06:49: Dann gibt es noch vorgegebene Abläufe im Alarmfall,
00:06:52: dass man da also auch entsprechende Wege- und Alarmfallmeldeverfahren entwickeln muss
00:06:58: oder schon idealerweise hat und minimal anpasst.
00:07:02: Dann haben wir Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs,
00:07:05: auch Notstromversorgung beispielsweise,
00:07:08: auch eine Ermittlung alternativer Lieferketten.
00:07:11: Ich kann also nicht sagen, ich habe meine Dienstleister
00:07:13: und dann ist die Welt schön.
00:07:14: Ich muss mir also alternative Methoden und alternative Lieferanten überlegen,
00:07:18: um dann diesen wesentlichen Dienst an der Erbringung der Bevölkerung
00:07:23: eben weiterhin aufrecht halten zu können.
00:07:26: Darüber hinaus gibt es die Vorgabe angemessen,
00:07:29: das Sicherheitsmanagement zu haben, hinsichtlich der Mitarbeitenden.
00:07:32: Das muss auch gewährleistet werden.
00:07:34: Das heißt, dass Personal und die externen Dienstleister
00:07:38: müssen eben schauen, dass Informationsmaterial
00:07:42: für die alle bereitgestellt wird,
00:07:44: dass Schulungen durchgeführt werden,
00:07:46: für die aber auch Übungen gemacht werden
00:07:48: und dass Vertrauen in die Mitarbeitenden auch noch überprüft wird,
00:07:52: dass man teilweise nach Geheimschutz- oder Sicherheitsüberprüfungsgesetz
00:07:56: dergleichen entsprechende Absicherung macht,
00:08:00: dass eben nicht sozusagen unkontrolliert
00:08:03: alle möglichen Leute komische Dinge aus Gründen machen könnten.
00:08:07: Das ist so der Katalog, der schon sehr konkret in dem Gesetz abgebildet ist.
00:08:11: Es gibt eine Klausel, die sagt, das schränkt das Ganze nicht ein,
00:08:15: sondern das sind erst mal die Dinge, die man als Stand der Technik betrachtet
00:08:19: und mindestens adressieren muss.
00:08:21: Aber aufgrund der Risikoanalysen und des Resilienzplans
00:08:25: muss man gegebenenfalls noch weitere Maßnahmen zu dem ganzen Katalog,
00:08:28: den ich gerade erzählt habe, auch noch dazu packen.
00:08:31: Aber wenn man das Ziel haben will,
00:08:33: dass man die Versorgung weiterhin gewährleistet
00:08:36: bei solchen Großschadenslagen,
00:08:38: dann halte ich das für eine konsequente Vorgehensweise,
00:08:41: das so zu fordern innerhalb der EU
00:08:44: und damit auch dieses gemeinsame Miteinander,
00:08:47: gerade in diesen aktuellen Zeiten, um so besser zu stärken
00:08:50: und es miteinander zu fördern.
00:08:52: Danke, dass du uns hier die ganzen Einblicke heute gegeben hast.
00:08:55: Und ich fass noch mal zusammen.
00:08:57: Du ergänzt gerne, falls ich irgendwas über sehe oder vergesse.
00:09:01: Also das Kritis-Dach-Gesetz ist wie NIS-2 auch eine EU-Richtlinie,
00:09:06: die im Nationales Gesetz umgesetzt werden muss.
00:09:10: Durch die Neuwahlen verzögert sich das leider jetzt aktuell alles ein bisschen.
00:09:14: Aber im Gegensatz zu NIS-2
00:09:16: adressiert das Kritis-Dach-Gesetz eben die physische Sicherheit.
00:09:19: Das heißt, alle Cyber-Sicherheitsaspekte
00:09:22: von NIS-2 physische Sicherheit ist das Kritis-Dach-Gesetz.
00:09:25: Und dazu zählen eben vor allem viele extreme Ereignisse wie Pandemien,
00:09:29: Naturereignisse, wie du hast das Ahrthal angesprochen,
00:09:33: das ist eines der bekanntesten aktuellen Ereignisse vermutlich.
00:09:37: Und es gibt aber eben Maßnahmen, die vorgesehen sind
00:09:40: und das kann eine Vielzahl umfassen.
00:09:42: Präventive Maßnahmen haben wir eben gehört von dir.
00:09:45: Pläne, was man macht, wenn was passiert,
00:09:48: aber auch Schulungen von Mitarbeitern
00:09:50: oder auch von Kunden bzw. die Lieferanten,
00:09:53: hat es so eben extra beziehungslos gesagt.
00:09:56: Also im Grunde sehr umfassend
00:09:59: und als Ergänzung zu NIS-2 bzw. die beiden Ergänzen sich gegenseitig.
00:10:04: Genau.
00:10:05: Dann vielen Dank, dass du heute hier warst.
00:10:08: Und ich bedanke mich bei Ihnen, liebe Zuhörende,
00:10:12: dass Sie heute wieder hier eingeschaltet haben,
00:10:14: dass Sie uns zugehört haben.
00:10:16: Und dann sage ich Danke
00:10:18: und bis zum nächsten Mal.
00:10:20: Abonnieren Sie uns gerne und tschüss.
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